Das Wahlfieber Team kommt auf X (Twitter) zu einer konträren Einschätzung:
Na ja, die Schlussfolgerung dort ist ja diese:
Das kann sehr eng werden im November.
Jut, da gehe ich locker mit und setze noch einen drauf: 2016 hat Trump Michigan (sehr knapp) gewonnen, 2020 fiel es (knapp) an Biden, im November ist da entsprechend erneut an knappes Ergebnis zu erwarten: Es WIRD eng werden.
Aber die Stimmen für "Uncommitted" sollte man auch nicht dramatisieren: Die Protestwähler wollen natürlich eine Botschaft senden, ich vermute aber, dass die meisten im November dann ihr Kreuzchen bei Biden machen werden - auch wenn sicher es einen harten Kern von Aktivisten gibt, der das nicht zu tun gedenkt.
Im Staat Washington etwa ruft die größte Gewerkschaft ebenfalls dazu auf, bei den Vorwahlen für "Uncommitted" zu stimmen und damit die Regierung zu einem anderen Nahostkurs zu bewegen; gleichzeitig lässt man aber keinen Zweifel daran, im November Wahlkampf für die Demokraten mache zu wollen:
The union made it clear that it will support Democrats in the fall, vowing it will be “sending staff, members, and resources to any swing state across the nation to support the Democratic nominee to win and defeat Trump.”
Washington state’s largest labor union endorses ‘uncommitted’ over Biden ( nbcnews.com)
Ich erinnere auch nochmals an die zum Teil ziemlich massiven Stimmenthaltungen oder Stimmen für Gegenkandidaten bei den demokratischen Vorwahlen 2012, als Obama zum zweiten Mal nominiert wurde:
In Oklahoma erreichte er 57%, in Arkansas und Kentucky 58%, in West Virginia 59%, anderswo sah es zum Teil auch eher mau aus.
Results of the 2012 Democratic Party presidential primaries - Wikipedia
Damals hat praktisch kein Hahn danach gekräht, heute werden selbst die über 80% in Michigan zur Krise eines angeblich moribunden Kandidaten hochgejazzt. Contenance!
Biden und sein Stab werden auf die Kritiker zugehen und ihre Nahostpolitik nachjustieren (müssen), das ist richtig. Es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass man nach der Wahl eine Schlappe in Michigan an einer unterdurchschnittlichen Wahlbeteiligung in Dearborn festmachen kann. Aber das ist beileibe nicht sicher.
Man könnte ja auch mal auf Trumps Ergebnisse schielen, die mMn auch aufhorchen lassen. Zugegeben, Trumps Situation hatten wir in der modernen Vorwahlära noch nie, insofern ist es schwierig, sie einzuordnen.
Aber der Mann gibt sich weitgehend unwidersprochen als klare Nummer eins der GOP; seine Schwiegertochter Lara Trump wird wohl demnächst Co-Vorsitzende des RNC, also praktisch eine von zwei Generalsekretärinnen der Partei; die Parteielite huldigt dem großen Steuermann:
Which 2024 Republican Presidential Candidate Has The Most Endorsements? | FiveTh irtyEight
Sind 70% in Michigan angesichts dieser Dominanz tatsächlich so eindrucksvoll? Ich frag ja nur...
John Gartner, langjähriger Professor an der John Hopkins Universität, dem MIT der Mediziner, vergleicht Trumps Aussetzer mit denen Bidens. Sein Fazit: Beim Don seien die Anzeichen für Demenz deutlich ausgeprägter als bei Joe.
https://twitter.com/a_k_a_stardust/status/1764106083298169037
Diverse Video-Schnipsel mit besagten Aussetzern finden sich auf Twitter / X unter #trumpisnotwell. Bin selbst immer etwas misstrauisch solchen kurzen Clips gegenüber, insbesondere da mir die Expertise fehlt, um sie einzuordnen, aber manche hier scheinen sie ja zu schätzen - viel Vergnügen damit.
Am Dienstag dann der Super Tuesday, bei dem mehr als ein Drittel der Delegierten vergeben wird.
Im Jahr 2000 gelang Gore als Präsidentschaftskandidaten das Kunststück, alle Vorwahlen der eigenen Partei für sich zu entscheiden. Er bleibt alleiniger Rekordhalter, denn Trump verlor gestern das Primary in Washington DC.
https://www.politico.com/news/2024/03/03/haley-dc-primary-results-00144502
Wird natürlich am Ausgang der republikanischen Vorwahlen insgesamt nix ändern.
Der SC erklärt Colorados Gesinngsjustiz bzgl. Trumps Kandidatur für ungültig - und das mit einem einstimmig gefällten Urteil.
Ganz so einhellig urteilt der Supreme Court nun auch nicht:
https://slate.com/news-and-politics/2024/03/supreme-court-trump-colorado-ballot- disaster.html
Die allermeisten Staaten sind fast komplett ausgezählt; Haley gewinnt in Vermont, aber alle übrigen gehen anscheinend an Trump, momentan mit Vorsprüngen zwischen 23 und 70 Punkten.
https://www.nytimes.com/interactive/2024/03/05/us/elections/results-super-tuesda y-key-races.html
Was denkst Du, bleibt sie im Rennen?
Sie hat jetzt zwei Staaten gewonnen und keine Aussichten die Kandidatur zu gewinnen, aber vielleicht will sie auch nur fünf Staaten gewinnen und damit das Recht, auf der republikanischen Convention zu reden? Selbst die fünf Staaten dürften äußerst schwierig werden.
Will sie etwas heraushandeln? Ich glaube nicht, jedenfalls nicht von Trump. Die Beziehung ist durch und so lange Trump herrscht, wird sie in dieser Partei keine Zukunft haben. Ich denke, sie spekuliert auf eine Zukunft nach Trump, der in fünf Jahren so dement, tot oder irrelevant sein könnte, dass sich die GOP spaltet. Moderate Republikaner, die aktuell zu feige sind, um gegen Trump aufzustehen, werden bei Trumps Nachfolgern mutiger sein, und Haley ist dann praktisch eine der ganz wenigen, die Trump nicht in den Arsch gekrochen, aber auch nicht aus der Partei ausgetreten ist. Wenn sie die Kandidatur aufgibt, dann womöglich mit einer Erklärung a la: Biden und Trump sind zu alt bzw. zu korrupt zum Regieren, ich schreibe den Namen Ronald Reagan auf den Wahlzettel. Das hätte dann womöglich schon einen Einfluss auf die Wahlen.
Ebenso: Elon Musk trifft sich mit Trump und könnte ihm finanziell den Arsch retten:
https://www.nytimes.com/2024/03/05/us/politics/trump-elon-musk.html
Edit: Hat sich wohl erledigt:
Die US-Politikerin Nikki Haley möchte Medienberichten zufolge ihre Bewerbung um die republikanische Präsidentschaftskandidatur ruhen lassen. Die 52-Jährige sei im Begriff, aus dem Rennen vorerst auszusteigen, wolle zunächst aber nicht den Konkurrenten Donald Trump unterstützen, schreibt das Wall Street Journal. Auch CNN schreibt das unter Berufung auf Quellen, die Haley nahestünden.
https://www.sueddeutsche.de/politik/nikki-haley-donald-trump-vorwahlen-republika ner-1.6427161
Ja, Haley ist raus, jetzt geht's Mano-a-Mano weiter. Heute der vielleicht wichtigste Termin der Woche, denn der Dienstag hat im Endeffekt ja nur besiegelt, was eh schon jeder wußte.
Heute dagegen läutet Joe den eigentlichen Wahlkampf ein mit seiner Rede vor dem Kongress zur Lage der Nation; eine große Anzahl an Zuschauern ist ihm gewiss.
Gute Ratschläge und Ermunterung durch, ahem, Ex-Präsidenten gab es schon vorab:
Die Hater wird Biden nie überzeugen können, aber selbst seine Gegner werden realisieren, dass seine SOTU eine sehr starke Rede war, für seine Verhältnisse und trotz des großen Drucks.
Die Rede eines 82-Jährigen und keines 50-Jährigen, sicher, aber die Demenzdebatte wirkt reichlich albern nach dieser knapp 65-minütigen, fehlerfreien Rede. Er schafft es diesmal auch weniger zu nuscheln. Ohne Trumps Namen zu nennen, hat er ihm einige schwere Schläge verpasst und die Republikaner blamiert, die bei Reagans "Tear down this wall" klatschen und Sekunden später einfrieren, wenn Biden Trumps Aufforderung an Putin zitiert, er möge doch seine NATO-Verbündete angreifen und mit ihnen machen, was er will, denn der werde sie nicht verteidigen, gefolgt von der persönlichen Begrüßung des schwedischen Premiers Kristersson und einem "Willkommen im stärksten Verteidigungsbündnis, das die Welt je gesehen hat". Die Spitzen zur Finanzierung der Ukrainehilfe, die Balance zwischen Israeltreue und Lösungsorientiertheit in der Gaza-Katastrophe, es war eine Rede der politischen Mitte, aber für Bidens Verhältnisse sehr energisch und kämpferisch. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das einige Narrative zerstört und sich seine Zustimmungswerte in den kommenden Wochen verbessern.
https://www.youtube.com/watch?v=nq9vmRd67lc
Ja, Haley ist raus, jetzt geht's Mano-a-Mano weiter.
Recht enttäuschend, wie Haley sichtbar umkippt und Trump signalisiert, er möge sie kaufen, dann wird sie ihn unterstützen. Sie ist opportunistisch aber nicht dumm. Wenn sie in 5-10 Jahren die Ruinen der Trumpjahre wiederaufbauen möchte, darf sie dessen Wähler nicht völlig vor den Kopf stoßen.
Klug die Reaktion Bidens:
"Donald Trump made it clear he doesn't want Nikki Haley supporters. I want to be clear: There is a place for them in my campaign," Biden said in a statement.
Und das Lincoln Project wird auch wieder mitmischen, vermutlich mit begrenztem Einfluss, aber hohem Unterhaltungswert:
Reed Galen, a co-founder of the Lincoln Project, a prominent anti-Trump group of current and former Republicans, said Haley had shown that there are up to 30% of Republican voters who do not like Trump, a figure that would represent about 11 million registered Republicans nationwide.Galen said his group will target them between now and November's general election, aiming $50 million at an anti-Trump, pro-Biden persuasion campaign focused on battleground states of Michigan, Pennsylvania, Wisconsin and Arizona.The digital and TV ad campaign will focus on abortion rights, the blow to U.S. prestige abroad under Trump, and his failure to fully support Ukraine in its war against Russia.
Ja, starker Wahlkampfauftakt. Biden ist über achtzig, daran lässt sich nichts ändern, aber das Geraune über einen angeblichen kognitiven Verfall dürfte jetzt weitgehend verstummen (außer im rechten Fiebersumpf, aber der wird die Wahl nicht entscheiden). Besonders wirkungsvoll sollte in dieser Beziehung sein, dass er öfter vom Manuskripttext abwich und auf republikanische Zwischenrufe einging; manche dieser Passagen werden sicher im ein oder anderen Wahlwerbespot auftauchen.
CNN hat eine hübsche Grafik zu der Zeit, die Biden verschiedenen Themen widmete; daraus lässt sich schon eine ganz gute Blaupause des kommenden Wahlkampfs ableiten: ein positiver Blick auf die wirtschaftliche Lage, aber praktisch gleichwertig flankiert vom Appell, demokratische Normen einzuhalten; als Konsequenz aus den parteiinternen Spannungen auch eine ausführlichere Diskussion der Situation im Nahen Osten.
Von heute an werden POTUS und Kabinett eine Woche lang ins Land ausschwärmen, bevorzugt natürlich in die Battleground States, um den Wahlkampf auch vor Ort einzuleiten. Mal sehen, ob über die nächsten Wochen dann etwas Bewegung in die wenig erbaulichen Umfragezahlen kommt.
EDIT
Woran erinnert mich der Auftakt zur offiziellen GOP-Antwort auf Bidens Rede bloß?
https://twitter.com/robdelaney/status/1766099245101101531
Ach ja:
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